Die Jury des Deutschen Naturstein-Preises nominierte 19 herausragende Naturstein-Projekte in den vier Kategorien A - „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“, B - „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“ sowie C - „Massive Bauteile und Bauen im Bestand“ und D - „Ein- und Mehrfamilienhäuser“.
Weitere Informationen zu allen ausgezeichneten Projekten:
www.natursteinverband.de/naturstein-preis.html
Fotogalerie der Preisverleihung:
www.stone-tec.com
Neubau Historisches Museum, Frankfurt
Preisträger DNP 2018 & Sieger Kategorie A „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“
Architekten: Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Verwendeter Naturstein: Neckartäler Hartsandstein, Basalt
Begründung der Jury:
Der Erweiterungsbau verbindet die neuen Ausstellungsbauten und die Altbauten des Museums mit einem städtischen Platz, der sich zum Rathaus hin mit einer großen Treppe zum einzigen noch bestehenden (nicht rekonstruierten) Frankfurter Fachwerkhaus öffnet. Bewusst wählten die Architekten für ihre Bauwerksfassaden ortsübliche Materialien. So sind auch die Satteldächer, wie dies rund um Dom und Römer im Zentrum Frankfurts üblich ist, mit Naturschiefer gedeckt. Auch entschieden sich die Architekten für den Neckartäler Hartsandstein, ein Naturstein, der in Frankfurt am Main, aber auch im gesamten RheinMain-Raum an historischen Gebäudefassaden immer wieder eingesetzt wurde. Der Stein trägt das Bild der öffentlichen Bauten in Frankfurt am Main und das Museum passt sich dieser Situation mit seinem Neubau perfekt ein. Als große Besonderheit muss hierbei hervorgehoben werden, dass der Stein nicht als Plattenware, sondern in einer Stärke von 11 (!) Zentimetern mit anthrazitfarbenem Vormauermörtel aufgemauert wurde.
Dass diese Konstruktionsart besonders dauerhaft ist, muss vielleicht nicht weiter erwähnt werden. Die Materialstärke aber gab den Architekten die Möglichkeit, den Stein in seiner Oberfläche zu ornamentieren. Mit dieser Oberflächenbearbeitung wird dem Naturstein jener Charakter zurückgegeben, der ihn seit Jahrhunderten für das Auge in seiner Schönheit und Dauerhaftigkeit zu etwas Besonderem macht. Die steinmetztechnische Bearbeitung bricht das Licht auf der Oberfläche des Natursteins und dokumentiert dem Betrachter damit seine besondere Ästhetik und Wertigkeit. Ganz anders als die Kreuzfuge, die mit den hochpolierten Platten den Charakter der Verkleidung eines Bauwerkes in den vergangenen Jahrzehnten dokumentieren sollte, wird mit dem Bauwerk des Historischen Museums Frankfurt der Naturstein als monolithischer Werkstoff behandelt, der dem Haus seinen besonderen Charakter verleiht:
• die Hauptfassade des Eingangsbauwerkes wurde mit einem großflächigen Rautenmuster versehen, das durch den Wechsel von geschliffener und gestockter Oberfläche erzielt wird;
• das Fensterband über der Eingangsfassade erhielt monolithische Vertikalsteine, die als Fenstergewände fungieren;
• der Sockel ist aus massivem Basalt gearbeitet und als Sitzbank geformt;
• an der Schmalseite finden sich kleine, massive, ausgeklappte Schatten spendende Sandsteine, hinter denen sich die Fenster zu den Treppenhäusern befinden;
• und vieles mehr!
Das Bauwerk gegenüber der Eingangsfassade verfügt auf seinen beiden Längsseiten über Nischen, in denen verschiedenste Steinskulpturen als Dauerexponate des Museums ihren Platz finden und so schon von weitem auf das Historische Museum aufmerksam machen. Die einfache Grundform des Museums, die sich städtebaulich mit ihren Natursteinmaterialien hervorragend in die Umgebung einpasst, verleiht der Stadt Frankfurt hinter der Nikolaikirche einen besonderen neuen öffentlichen Platzraum. Wer an das Bauwerk herantritt, ist begeistert von der professionellen Detailgenauigkeit, mit der dieses Haus und seine Fassaden von den Architekten gearbeitet wurden. Eben diese Begeisterung hat die Jury unter dem Vorsitz des BDA-Präsidenten Heiner Farwick veranlasst, den Architekten Lederer Ragnarsdóttir Oei für Ihr Historisches Museum Frankfurt den Deutschen Naturstein Preis 2018 des Deutschen Naturwerkstein-Verbandes DNV zu verleihen.
Neugestaltung Markt und angrenzende Bereiche, Bad Lauchstädt
Sieger Kategorie B: Landschaftsbau und Freiraumgestaltung
Architekten: WES LandschaftsArchitektur mit H.-H. Krafft
Kooperationspartner: Ingenieure RINNE & PARTNER / Dirk Godehardt (Straßenbau) und Michael Zech
Verwendeter Naturstein: Gomeraner Quarzit (Bestandspflaster), hellbeiger Granit
Begründung der Jury:
Nach der Beurteilung der Jury gelingt es dem Entwurf hervorragend, die geschichtliche Bedeutung Bad Lauchstädts als vielbesuchter Kurort wieder spürbar zu machen und die nach wie vor bestehenden hohen Potenziale des Orts herauszuarbeiten. Besonders lobenswert erscheint dabei die nachhaltige, ressourcenschonende Herangehensweise und der Verzicht auf Spektakuläres.
Die neu gestaltete Marktplatzfläche aus ortstypischem Gomeraner Quarzitpflaster in verschiedenen Formaten vereint die bestehenden Gebäude zu einem schlüssigen Stadtgefüge, ohne dabei zeitgemäße Anforderungen an Barrierefreiheit bzw. komfortable Begehbarkeit oder Oberflächenentwässerung zu vernachlässigen. Die hierfür neu entwickelten Flachborde und Muldensteine aus farblich passendem Granit fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein und reduzieren eine funktional notwendige Platzgliederung auf ein Minimum. Der neu entstandene Stadtraum ist dadurch weit mehr als eine Verkehrsfläche zwischen Häusern und verbindet als zentraler, vielfältig nutzbarer Begegnungs- und Lebensraum die übrigen Identifikationsorte der Stadt wie Schloss, Kurpark und Goethetheater.
Ganz besonders beeindruckt dabei die große planerische, organisatorische und handwerkliche Sorgfalt, die bei der Wiederverwendung des bestehenden, in der Passe verlegten Pflasters an den Tag gelegt wurde: Die teilweise polygonalen und trapezförmigen Steine wurden aufgenommen, sortiert, geschnitten und in der regionaltypischen Verlegeart wieder eingebaut. Nach Auffassung der Jury zeigt diese Vorgehensweise beispielhaft, dass Naturwerksteine ihre Funktion über Jahrhunderte erfüllen können, ohne dass ihre Gestaltqualität oder ihre technische Eignung dabei verloren geht. Trotzdem verleihen das spontan wirkende Fugenbild und die vielfältigen, außerhalb normativer Regelungen liegenden Steinformate den neu verlegten Flächen einen vielerorts vermissten Charme des Imperfekten.
Insgesamt wurde ein erheblicher Mehrwert mit durchweg angemessenen Mitteln erreicht. Die Arbeit zeigt eindrucksvoll, beispielhaft und nach Ansicht der Jury preiswürdig, wie Erneuern und Bewahren erfolgreich zusammenwirken können, sowohl zur Steigerung der Gestaltqualität und Identifikation als auch zur Verbesserung der erforderlichen Funktionalität.
Museum Barberini in Potsdam
Sieger Kategorie C: Massive Bauteile und Bauen im Bestand
Architekten: Hilmer & Sattler und Albrecht Gesellschaft von Architekten
Verwendeter Naturstein: Sandstein aus dem Elbsandsteingebirge und Schlesien
Begründung der Jury:
Natürlich polarisiert dieses Gebäude, stellt die Frage ob es zulässig ist in Anlehnung an einen barocken Römischen Palazzo aus dem 17. Jahrhundert im 21. Jahrhundert neu zu bauen. Allerdings war schon der im 18. Jahrhundert an dieser Stelle gebaute Palazzo inspiriert von dem Römischen Original. Im zweiten Weltkrieg zerbombt und schließlich abgerissen, klaffte viele Jahre eine Lücke im Stadtraum. Während das Original in Rom die letzten 60 Jahre in Stand gesetzt wurde, erfolgte die Rekonstruktion in Potsdam binnen drei Jahren. Unbestritten hat die klassizistische Fassade eine positive Wirkung, wohlproportioniert strahlt sie in den Stadtraum und fasst den Alten Markt. Der mittlere Teil des Kopfbaus besteht aus fünf hervortretenden Achsen, die seitlichen Fenster haben wechselnde Verdachungen.
Vor die Tragkonstruktion aus Ortbeton sind in traditioneller Technik und mittels Fräsrobotern gefertigte Elbsandsteine gesetzt. Prunkvasen bilden den Abschluss der Dachbalustraden. Für die Funktion als Museum notwendige besondere Anforderungen wie das Tor für die Anlieferung wurden unter Berücksichtigung der Maßordnung der Fassade eingefügt. Spürbar haben die Architekten nicht nur eine Fassade rekonstruiert, sondern sich intensiv mit allen Details der Geschichte des Vorgängerbaus auseinandergesetzt und unter Berücksichtigung der aktuellen Nutzeranforderungen mittels sorgfältiger Ausführungsplanung und Ausnutzung der heutigen baulichen Möglichkeiten ein imposantes Gebäude geschaffen.
Ausgezeichnet wird die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Rekonstruktion und die differenzierte Detailierung der Natursteinarbeiten unter Einsatz modernster technischer Möglichkeiten im Zusammenhang mit den hohen handwerklichen Qualitäten.
Schwabinger Tor N10 in München
Sieger Kategorie D: Ein- und Mehrfamilienhäuser
Architekten: Max Dudler
Verwendeter Naturstein: Kalkstein Trosselfels feinporig
Begründung der Jury:
Das Projekt ist ein herausragendes Beispiel für den Typus des Wohnhochhauses, welcher in den letzten Jahren vor dem Hintergrund der immer knapper werdenden innerstädtischen Flächen eine unerwartete Renaissance erlebt. Der 14-geschossige Turm nimmt in den unteren Geschossen auch Büroflächen und Gastronomie auf und ist das weithin sichtbare Wahrzeichen eines neuen lebendigen Stadtquartiers im Norden der Münchner Innenstadt.
Der Baukörper besticht durch seine ruhige, fast archaische Wirkung. Die Abstraktion als grundlegendes gestalterisches Mittel geht so weit, dass auch die Fensterrahmen verdeckt eingebaut werden und somit nur Stein und Glas zu sehen sind. Die vorgehängte Fassade bildet dabei aber nicht nur das konstruktive Raster nach außen hin ab, sondern gewinnt durch die schrägen Laibungen und die in den Baukörper eingeschnittenen Loggien an Tiefe und Plastizität. Die wechselseitige Verwendung der schrägen Laibungen rhythmisiert die Fassade und wirkt so der Nutzung als Wohngebäude angemessen.
Die helle Farbigkeit des verwendeten Kalksteins fügt sich sehr gut in den Kontext der Stadt München ein. Auch im Detail überzeugt die Fassade. Die unterschiedlichen Oberflächenbearbeitungen der schrägen und ebenen Flächen nutzen geschickt den Gestaltungsspielraum des Werkstoffs Naturstein und betonen die plastische Erscheinung der Fassade. Die Präzision der Fassade zeugt von höchster Qualität in Planung und Ausführung.
Die Jury setzte sich aus sechs namhaften Architekten zusammen sowie aus fünf Vertretern der Natursteinindustrie:
Jury Architekten BDA:
Arch. Heiner Farwick (Präsident BDA), Arch. Gunther Bayer (Bayer & Strobel), Arch. Jörg Blume (Dierks Blume Nasedy Architekten), Arch. Ulrich Junk (Junk & Reich Architekten), Arch. Christoph Mäckler (Christoph Mäckler Architekten), Arch. Ingrid Schegk (Schegk Landschaftsarchitekten)
Jury Mitglieder DNV:
Joachim Grüter (Präsident DNV), Hermann Graser (Vizepräsident DNV), Thomas Hippelein (DNV), Heinrich-Georg Hofmann (Leiter Bautechnik DNV), Frank Peffekoven (Leiter Öffentlichkeitsarbeit DNV)
Druckfähiges Bildmaterial der Verleihung und der Siegerprojekte sowie die Dokumentation des Deutschen Naturstein Preises 2018 erhalten Sie unter info@natursteinverband.de
Kontakt:
Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.
Reiner Krug / Jana Kern
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