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Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.

DNV Jahrestagung: „Neues Bemessungsverfahren zum statischen Nachweis von Fassadenplatten aus Naturwerkstein"

Geballtes Expertenwissen zum Auftakt der Bautechnischen Seminarreihe. Ein Schwerpunktthema zur diesjährigen DNV-Jahrestagung „Fassaden aus Naturwerkstein“ am 23. und 24. Januar 2014 war die Vorstellung des neuen Bemessungsverfahrens (DNV2-2014) zum Nachweis von Fassadenplatten und Leibungsplatten. Auch die Anforderungen der neuen DIN 18516-3 für Außenwandbekleidungen stießen bei den rund 100 Teilnehmern auf reges Interesse.

Das jährlich im Januar stattfindende Zwei-Tages-Seminar des Deutschen Naturwerkstein-Verbandes e.V. (DNV) „Fassaden aus Naturwerkstein“ nahm Geschäftsführer Dipl.-Ing. (FH) Reiner Krug zum Anlass, um die wesentlichen technischen Neuerungen im Fassadenbau bekanntzugeben.

Nach der Eröffnung durch Dipl.-Ing. Heinrich-Georg Hofmann, Vorsitzender der Technischen Kommission im DNV, folgte die Vorstellung der aktuellen Änderungen zur DIN 18516 Teil 1 und Teil 3 (Stand: September 2013) durch DNV-Geschäftsführer Reiner Krug. Teil 1 dieser Norm regelt die allgemeinen Anforderungen und Prüfgrundsätze hinterlüfteter Außenwandbekleidungen, insbesondere die Definition einer Außenwandbekleidung, bauphysikalische Anforderungen, Lastannahmen, den Standsicherheitsnachweis, Korrosionsschutz der Verankerungen sowie die Wärmedämmung hinterlüfteter Fassaden; Teil 3 der Norm behandelt explizit hinterlüftete Bekleidungen aus Naturwerkstein, insbesondere Materialprüfungen, Bemessung, Leibungsplatten, Durchbiegung, Zwängungen, Befestigung der Platten, Verankerung der Platten und Fugenausbildung.

Es folgten Ausführungen von Joachim Deppisch, Mitglied der technischen Kommission im DNV, zum Thema „Werkseigene Produktionskontrolle und statistische Auswertung als Grundlage der Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung für Natursteinprodukte“.

Univ.-Prof. em. Dr. Erich Cziesielski, Ingenieurgemeinschaft CRP GmbH, referierte über die Neufassung der Norm DIN 18515-1 (Stand 2014) „Angemörtelte Fliesen und Platten“. Neuerungen ergeben sich bei den möglichen Abmessungen der Fliesen und Platten, den Anforderungen an die Ebenheit des Untergrundes nach DIN 18202 „Toleranzen im Hochbau“, dem Hinweis auf Schwind- und Kriechverformungen des Untergrundes sowie beim Dampfdiffusionswiderstand unter Berücksichtigung des Fugenanteils. Überzeugend und plakativ veranschaulichte er, warum Platten - bedingt durch spezifische Rauigkeiten der Plattenrückseiten - ein unterschiedliches Haftverhalten besitzen.

Reiner Krug berichtete anschließend über das Thema „Verblendmauerwerk aus Naturstein - Planung und Ausführung.“ Anhand von Fallbeispielen erläuterte er die Vorgaben der neuen DIN EN 1996 für Mauerwerk sowie die unterschiedlichen Ausführungsmöglichkeiten von Verblend- und Vorsatzmauerwerk aus Naturstein und stellte die Anforderungen an die Festigkeit, Maßgenauigkeit und Dauerhaftigkeit von Mauersteinen aus Naturstein vor, die in der DIN 771-6 „Festlegungen für Mauersteine - Teil 6: Natursteine“ geregelt sind. Darauf basierend wird in Kürze die Überarbeitung der Bautechnischen Information (BTI) 1.1 „Massiv- und Verblendmauerwerk“ des DNV als neues Merkblatt erscheinen.

Im nachfolgenden Vortrag referierte Dipl.-Ing. (FH) Ottmar Schielke, Franken-Schotter GmbH & Co. KG, über Planung, Bau und Instandhaltung von Gabionen und die damit anstehende Neuauflage des Merkblatts für den Entwurf und die Berechnung von Stützkonstruktionen und Lärmschutzwänden aus Betonelementen, Blockschichtungen und Gabionen (Forschungsgesellschaft für Straßen- u. Verkehrswege).

Hans Peters, Vorstandsvorsitzender des Instituts Bauen und Umwelt e.V. (IBU) machte deutlich, wie wichtig die Nachhaltigkeit - in Form eines Ökosiegels - für Naturstein ist und was es mit der Umweltprodukterklärung auf sich hat. In der seit dem 1. Juli 2013 gültigen und europaweit eingeführten EU-Bauprodukten-Verordnung werden auch Angaben über die Nachhaltigkeit von Baustoffen gefordert.

Zur Bewertung der Umweltverträglichkeit und Ressourceneffizienz werden daher seitens des IBU entsprechende Umweltproduktdeklarationen empfohlen. Peters stellte die neue europäische Umweltproduktdeklaration (EPD) für Naturstein vor, die im Auftrag vom europäischen Fachverband EURO-ROC auf Anregung des DNV erstellt worden ist.

Der zweite Seminartag stand ganz im Zeichen des neuen EDV-gestützten Verfahrens DNV2-2014 zur Bemessung von Naturwerksteinplatten für hinterlüftete Außenwandbekleidungen mit Platten ab 30 mm Durchmesser. Auf Grundlage von theoretischen und praktischen Untersuchungen der Landesgewerbeanstalt (LGA) Würzburg wurde ein EDV-gestütztes Bemessungsverfahren zum Nachweis von Fassadenplatten und Leibungsplatten mit Winkelanschlüssen und Steckdornverankerungen entwickelt. Das Bemessungsverfahren dient dem Nachweis von vierpunktgelagerten, dreipunktgelagerten, horizontalen und geneigten Fassadenplatten aus Naturwerkstein sowie Leibungsplatten und deren Befestigung mit Stahlwinkel.

Dipl.-Ing. Roger Hagelstein, LGA Würzburg, stellte die Grundlagen der Bemessung und die Vorgaben der DIN 18516 Teil 1 und Teil 3 für die erforderlichen statischen Nachweise unter Berücksichtigung des Teilsicherheitskonzeptes und materialspezifischer Sicherheitsbeiwerte vor.
Anschließend stellten DNV-Geschäftsführer Krug und der für die Programmierung zuständige EDV-Spezialist, Ingo Tzschichholtz, das Programm anhand der zu Grunde liegenden Berechnungsalgorithmen vor. Neben der Erläuterung der vielfältigen Programmfunktionen wurden die vorangegangenen Ausführungen mit praxisnahen Anwendungsbeispielen untermauert.

Das Bemessungsprogramm für Fassaden DNV2-2014 kann beim DNV erworben werden.