Der Deutsche Naturstein-Preis ist mit 15.000 € dotiert und wurde in der Kategorie A „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“ vergeben.
Die Jury des Deutschen Naturstein-Preises nominierte 15 herausragende Naturstein-Projekte in den vier Kategorien A „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“, B „Landschaftsbau und Freiraumgestaltung“ sowie C „Massive Bauteile und Bauen im Bestand“ un D „Ein- und Mehrfamilienhäuser“.
Die weiteren Kategoriegewinner, die mit jeweils 5000,- Euro dotiert sind, sind Außenanlagen Hambacher Schloss, LOMA architecture . landscape . urbanism, Kassel in Kategorie B. Denkmalgerechter Umbau und Erweiterungsbau Hambacher Schloss in Kategorie C von Max Dudler. Wohnhaus in München in Kategorie D von Petra und Paul Kahlfeldt Architekten, Berlin.
Die Jury setzte fünf namhaften ArchitektInnen zusammen sowie vier Vertretern der Natursteinindustrie:
Jury Architekten BDA:
Arch. Michael Frielinghaus, (Präsident Bund Deutscher Architekten (BDA), Berlin), Arch. Ferdinand Heide, (Ferdinand Heide Architekt, Frankfurt), Arch. Alexander Schwarz, (David Chipperfild Architekten, Berlin), Arch. Dr. Rena Wandel-Hoefer, (Baudezernentin, Saarbrücken), Arch. Burkhard Wegener, (Club L94 Landschaftsarchitekten, Köln)
Jury Mitglieder DNV:
Joachim Grüter, (Präsident Deutscher Naturwerkstein- Verband (DNV), Würzburg), Thomas Hippelein, (Vizepräsident DNV, Satteldorf), Heinrich-Georg Hofmann, (Leiter der Bautechnik im DNV, Werbach-Gamburg), Frank Peffekoven, (Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im DNV, Lindlar)
Preisträger DNP 2013 & Sieger Kategorie A „Öffentliche Gebäude und Gewerbebauten“:
E-Science Lab der ETH Zürich
Architekt: Baumschlager Eberle, A-Lochau.
Verwendeter Naturstein: Travertin Romano Navona
Begründung der Jury
Das Gebäude für eScience LAB der ETH Zürich überrascht durch seine scheinbar einfache Ausbildung des Baukörpers und der Fassaden. Der Entwurf setzt auf Minimierung von Rauminhalt und Gebäudehülle in einem kompakten Baukörper. Dessen Gestalt wird geprägt durch umlaufende Bal-kone, in die senkrecht zur Fassade vertikale Travertin-Scheiben eingestellt sind. Sie werden zum signifikanten Element der Architektur und bilden gleichzeitig eine klimatisch wirksame Hülle für das Gebäude.
Die auf Abstand zur inneren Fassade angeordneten 3,60 m hohen Natursteinelemente verschatten die Innenräume und sichern gleichzeitig einen Luftwechsel im Fassadenbereich. Das Gebäude ist somit ein heraus-ragendes Beispiel für eine Architektur, die schon durch die Form des Baukörpers, durch Gebäudestruktur und Fassadenausbildung die Voraussetzungen für einen geringen Energieaufwand schafft.
Die vorgelagerten Scheiben aus Naturstein verleihen – je nach Standort des Betrachters – der Fassade plastische Tiefe oder einen nahezu ungestörten Durchblick. Die Jury würdigt insbesondere die einzigartige Entwurfsidee für ein steinernes Gebäude, das ausschließlich von der Wirkung des Travertin geprägt wird und dennoch leicht und filigran erscheint.
Kategorie B: Landschaftsbau und Freiraumgestaltung
Außenanlagen des Hambacher Schlosses, Neustadt an der Weinstraße
Architekten: LOMA architecture . landscape . urbanism, Kassel
Verwendeter Naturstein:
Leistädter Sandstein, örtlicher Buntsandstein, Albersweiler Granit
Begründung der Jury:
Der als präzise formulierte steinerne Teppich führt die neuen und alten Elemente zusammen und verleiht dem Ort eine starke Prägung. Neben den großen Gesten lebt das Projekt aber vor allem von seiner Detailgenauigkeit im Umgang mit Naturstein, wie es z. B. die Abdeckungen der Entwässerungsrinnen zeigen. Vor allem aber die Markierung des Voithschen Vorbaus im Grundriss, durch die bunt gespitzte Oberfläche der Leistädter Natursteinplatten, begeistert den aufmerksamen Besucher. Neben der starken Gesamtwirkung des Schlossinnenbereiches fasziniert der landschaftsarchitektonische Entwurf im Übergang zu den Aussenbereichen entlang des Ruinenweges. Die differenzierte Zonierung in Rinnenkörper, befestigtem Weg und der halbbefestigten Struktur mit den unterschiedlichen Natur-steinkörnungen geben dem Ruinenweg eine dem Ort angemessen Gestaltung, die einen einfühlsamen Umgang in historischen Kontext dokumentieren.Vor diesem Hintergrund ist der vorliegende Beitrag in einzigartiger Weise ein Beispiel für einen im Detail präzisen und in der Gesamtkomposition stimmigen Entwurf, der über den sensiblen und einheitlichen Umgang mit Naturstein dem Ort jene Würde verleiht, die dem Schloss Hambach in seiner Wirkung die volle Entfaltung möglich macht. Der Beitrag besticht durch seine strukturelle Klarheit und architektonische Ästhetik, die über das gewählte Natursteinmaterial in besonderer Art und Weise erlebbar gemacht werden. Für die Pflege der Baukultur im öffentlichen Raum und für die architektonisch -landschaftsarchitektonische Gesamtkomposition, ist die Gestaltung der Außenanlagen am Hambacher Schloss ein herausragendes Beispiel.
Kategorie C: Massive Bauteile und Bauen im Bestand:
Denkmalgerechter Umbau und Erweiterungsbau für das Hambacher Schloss, Neustadt an der Weinstraße
Architekt: Max Dudler, Berlin
Verwendeter Naturstein:
Leistädter Sandstein, gespalten
Begründung der Jury:
Die sensible Heilung und Weiterentwicklung des historischen Ortes mit einem kraftvollen skulpturalen Mauerthema gelingt auch und gerade aus der Wahl und Beherrschung des eingesetzten Materials:
Selbstbewusstsein und Einfühlung in den Ort, Eindeutigkeit und Zurückhaltung, Präzision und Ruhe kennzeichnen die herausra-genden Qualitäten der architektonischen Gesamt-Komposition und ihrer Hülle aus regionalem Sandstein.
Gespaltene aufgemauerte Sandsteine nehmen in Maßstäblichkeit und Textur Bezug zum historischen Festsaal, dessen Innenwände im Rahmen der Restaurierung vom gleichen Büro freigegelegt wurden. So entsteht neben den Buckelquadern der historischen Schlossfassade eine zugleich zeitlose und zeitgemäße Natursteinfassade, die das Ensemble kongenial umhüllt. Formale Reduktion, Detaillösungen von unaufdringlicher technischer Perfektion und handwerkliche Meisterschaft sind die hier ideal umgesetzten Rahmenbedingungen, unter denen sich Qualität und Schönheit des Materials entfalten können.
Kategorie Preisträger D: Ein- und Mehrfamilienhäuser
Wohnhaus in München
Architekten: Petra und Paul Kahlfeldt Architekten
Verwendeter Naturstein: Crailsheimer Muschelkalk
Begründung der Jury:
In ihrem klassizistischen Gestus und steinernem Kleid evoziert die Stadtvilla eine Sehnsucht, abhanden gekommene Baukultur wieder zu finden. Es geht dabei nicht so sehr um das Besondere an sich, das Anderssein, sondern um eine Normalität, die ideal oder zumindest besonders gut ist. Die klassische Sehnsucht nach idealer Normalität spiegelt sich auch in der palladianesken Attitüde wieder, in den Unterlagen nicht den gebauten Grundriss, sondern einen idealisierten Grundriss abzubilden. Die Fassadenkomposition überlagert palladianische Kompositionsprinzipien mit modernen, beispielsweise die Wiederholung der Geschosshöhe. Daraus entsteht ein Haus mit einer ganz eigenen emotionalen Geladenheit, die innerhalb der Jury kontrovers diskutiert wurde. Zweifellos besteht aber eine hohe Kongruenz zwischen dem Anspruch des Hauses und der außergewöhnlichen handwerklichen Qualität seiner komplexen Steinfassade.