Unter den rund 25.000 Zierelementen aus Naturstein am neuen Berliner Schloss gibt es auch 43 preußische Adler. Für die Produktion der Schmuckstücke wurden moderne Maschinen eingesetzt, dies auch um im Rahmen von Kosten und Zeit zu bleiben.
43 preußische Adler kann man ganz oben an der Fassade des neuen Berliner Schlosses entdecken. Sie schauen mal nach links und mal nach rechts und unterscheiden sich noch in viel mehr Details, so dass es dort 30 verschiedene der preußischen Wappenvögel gibt. Die Spannweite ihrer Flügel liegt zwischen 1,20 und 2,60 m und richtet sich nach dem Abstand der Fenster.
Das rekonstruierte Schloss, in dem nun das Humboldt Forum seinen Sitz hat, wurde im vergangenen Dezember fertiggestellt. Vom Deutschen Naturwerkstein-Verband (DNV) waren die Fachbetriebe Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser und Hofmann Naturstein an der Rekonstruktion beteiligt.
Insgesamt hatte es am Originalgebäude (Bauzeit von 1698 bis 1716) rund 25.000 Zierelemente gegeben. Mit ihnen hatte der Architekt Andreas Schlüter den Herrschaftsanspruch des noch jungen preußischen Königreichs in symbolischer Form auf die Fassaden gebracht.
Früher hätte es Heerscharen von Steinmetzen gebraucht, um diese Elemente zu schaffen. Nun gab es eine Mischung von Hand- und Maschinenarbeit: Sie erlaubte, die vielen Einzelteile nicht nur kostengünstig, sondern auch in relativ kurzer Zeit herzustellen – obwohl es von vielen der Originale nicht einmal mehr Fotos gab. Infolge der Zerstörungen im Krieg waren beinahe alle Unterlagen verloren gegangen.
Glücklicherweise aber fand sich im Vermessungsamt von Berlin-Mitte ein Katasterplan aus dem Jahr 1880, zusätzlich gab es Fotos von den Ruinen.
Die Maße gingen an die Schlossbauhütte, die, wie früher bei derartigen Großbauten üblich, auch für dieses Mega-Projekt eingerichtet worden war. In Berlin-Spandau erstellten Modellbildhauer anhand der Maße zunächst Tonmodelle, gossen dann damit Gipsfiguren, anhand derer zuletzt Bildhauer die neuen Zierelemente aus Sandstein schufen.
Die Gipsmodelle wurden mit 3D-Scannern vermessen. Die so gewonnenen 3D-Modelle waren die Grundlage für die computergesteuerten Maschine. So etwa wurden Adler oder zahlreiche Pilaster, Kapitelle, Genien und Bukranien, in den Werkstätten der Natursteinfirmen mit den Roboterarmen vorgefräst, um dann von den Bildhauern vollendet zu werden.
Dabei kam von den Maschinen die zeitaufwändige Vorarbeit. Sie schufen jedoch nur unfertige Oberflächen, denen Steinmetze und Bildhauer wie früher in Handarbeit den letzten Schliff gaben. Die Maschine übernahm nur den stupiden Teil und die Knochenarbeit.
Der Neubau hat mit 184 m in der Länge und 117 m in der Breite bei 35 m Fassadenhöhe gewaltige Ausmaße. Auf drei Seiten tragen die Fassaden die rekonstruierten Zierelemente.
Die vierte Fassadenseite wurde in modernem Raster von Architekt Franco Stella gestaltet, der auch die Planung im Inneren übernommen hat.
Auf dieser Schlossseite unmittelbar an der Spree ist neu der Spreebalkon mit den Spreeterrassen entstanden, den die Berliner sofort nach dem Ende der Corona-Beschränkungen mit ihren Klappstühlen erobert haben.
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