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Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V.

Deutscher Naturstein-Preis 2022 - Preisträger geehrt

Preisverleihung mit Bekanntgabe des Gewinners und der Kategoriesieger am 22. Juni 2022 auf der Stone+tec 2022 in Nürnberg.

Bibliothek des Predigerseminars im Kloster Loccum von pape+pape architekten: Gewinner des Deutschen Naturstein-Preises 2022 & Sieger in der Kategorie „Bauen im Bestand“, Foto: Maja Wirkus, Kassel/Hamburg

Sieger in der Kategorie „Öffentliche Gebäude, Wohn- und Gewerbebauten“: Nationalmuseum Oslo von Architekturbüro Klaus Schuwerk / Kleihues + Schuwerk, Foto: Iwan Baan

Sieger in der Kategorie „Einfamilienhäuser und Villen“: Waidlerhaus smart . Das Kusser Haus von Peter Haimerl Architektur, Foto: Edward Beierle, München

Sieger in der Kategorie „Landschaftsarchitektur und Freiraumgestaltung“: Umfeld Humboldt Forum in Berlin von bbz landschaftsarchitekten, Foto: Lichtschwärmer, Berlin

Gruppenfoto der Preisverleihung am 22.06.2022 Fotograf Vincenz Hinte / Stone+tec

Deutscher Naturstein-Preis 2022 Gewinner pape+pape - vertr. durch Architekt Tore Pape (mittig im Bild) und Ulrike Pape, Kloster-Loccum, Fotograf: Vincenz Hinte / Stone+tec

Logo DNP 2022

Preisverleihung am 22.06.2022 auf der Stone+tec Nürnberg - Moderation Richard Watzke

Die Dokumentation mit allen Preisträgern 2022.

Bereits zum 20. Mal zeichnet der Deutsche Naturwerkstein-Verband e.V. Vorreiter:innen nachhaltiger Architektur mit dem Deutschen Naturstein-Preis (DNP) aus. Mit dem Award werden Projekte aus Naturstein im Innen- und Außenbereich prämiert, die beispielhaft für eine hohe architektonische Qualität sowie eine ressourcen- und energieschonende Bauweise stehen.

Für den diesjährigen Wettbewerb wurden insgesamt 62 Projekte eingereicht, von denen 20 für die Preisverleihung nominiert wurden. Die Jury des Deutschen Naturstein-Preises würdigte aus den 20 nominierten Naturstein-Projekten den Preisträger „DEUTSCHER NATURSTEIN-PREIS 2022“ sowie weitere Kategoriesieger in den ausgeschriebenen Kategorien „Öffentliche Gebäude, Wohn- und Gewerbebauten“, „Einfamilienhäuser und Villen“, „Bauen im Bestand“, „Landschaftsarchitektur und Freiraumgestaltung“ sowie erstmalig “Studentischer Nachwuchspreis“.

Die Preisverleihung mit der Bekanntgabe der Preisträgerprojekte fand im Rahmen eines Architekturkongresses „Zukunft Naturstein“ auf der Stone+tec 2022, Internationales Kompetenzforum Naturstein und Steintechnologie Fachmesse + Congress, am 22.06.2022 in Nürnberg statt.

Gewinner Deutscher Naturstein-Preis 2022 und Sieger in der Kategorie „Bauen im Bestand“: Bibliothek des Predigerseminars im Kloster Loccum, Rehburg-Loccum

Architekturbüro: pape+pape architekten, Kassel
Verwendeter Naturstein: Bucher Sandstein

Begründung der Jury:
Eine schöne, aber eigentlich ganz normale Bauaufgabe für uns Architekten: die Ergänzung eines eher strengen und schlicht gehaltenen Ensembles von hoher Ausdruckskraft. Der bereits verwendete regionale Naturstein, ein Bucher Sandstein, wird weiterverwendet, gleichzeitig  das bestehende Fassadenbild ganz leicht gegenüber dem Bestand verändert und dezent weiterentwickelt. Dadurch gelingt es den Planern eine der Materialität angemessene eigene Formsprache anzuwenden, die eben nicht historisierend, sondern eher modern und zurückhaltend ist, trotzdem kraftvoll und selbstbewusst. Sensibel werden verschiedene Steinformate variiert, die Gestaltung setzt sich zurückhaltend in den Holzfenstern fort. Sparsam verwendete Öffnungen – der Hauptzugang, der kleinere Nebeneingang und das schmale Südfenster sind – auf den zweiten Blick – erkennbar modern, stören aber keinesfalls die Gesamtwirkung. Die Fassaden strömen Ruhe und Gelassenheit aus, das Wesen des Inhaltes, die Bibliothek zeigt sich zurückhaltend und klar im Außenraum. Auch im Innenraum erscheint der Fassadenstein, auch hier dezent und klug eingesetzt – als Abrundung der gelungenen Gestaltung des Äußeren.
Die überlegte und überaus sensible Verwendung dieses ureigensten Baustoffs der Menschheit verleiht dem jetzt ergänzten Ensemble eine Selbstverständlichkeit, eine Leichtigkeit und nicht zuletzt eine Eleganz, die ihresgleichen sucht. Ein Satz von Jean Jaurès – oft auch Gustav Mahler zugeschrieben - kann hier ohne Zögern zitiert werden:
"Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers."


Sieger in der Kategorie "Öffentliche Gebäude, Wohn- und Gewerbebauten": Nationalmuseum Oslo, Norwegen

Architekturbüro: Klaus Schuwerk / Kleihues + Schuwerk, Neapel
Verwendeter Naturstein: Oppdal Skifer, Crailsheimer Muschelkalk, Estremoz, Nero Marquinia

Begründung der Jury:
Das norwegische Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design ist ein Museum der Superlative. Es ist 2003 als Zusammenschluss verschiedener Museen entstanden, so auch der Nationalgalerie, aus der 1994 das berühmte Werk „Der Schrei“ von Edvard Munch geraubt wurde. Nicht nur deshalb war ein Neubau nötig, dessen Architektenwettbewerb im Jahr 2010 von der Arbeitsgemeinschaft Kleihues + Schuwerk gewonnen wurde.
Zwölf Jahre später steht ein beeindruckender Bau im Zentrum Oslos, der trotz seiner Größe gut mit seinen bedeutenden Nachbarn Rathaus und Festung harmoniert. Das liegt an der städtebaulichen Strategie, gemeinsam mit zwei historischen Bahnhofsgebäuden eine Piazetta auszubilden, die in den Museumsbau hineinleitet. Es liegt aber auch am Material der Außenwände: Quer zum Lager geschnittener norwegischer Quarzitschiefer ist mit langen Steinen zu einem wilden Verband vermauert, was dem großen Volumen Ruhe und lagernde Wirkung verleiht. Die ungewöhnliche Verarbeitung des Steins gibt in der Nahsicht eine Maserung preis, die Gerhard Richter nicht schöner hätte malen können.
Auf dem schieferverkleideten Volumen thront die Alabasterhalle für die Wechselausstellungen des Museums. In den Glasscheibenzwischenraum integrierter Marmor aus dem portugiesischen Estremoz macht fast surreal anmutende Bilder des Innenraums möglich. Aus Deutschland kommen nicht nur die Architekten des Nationalmuseums, sondern mit dem Crailsheimer Muschelkalk auch sein gut zum norwegischen Schiefer passender Fußboden. Äußeres und Inneres des Nationalmuseums werden viele Besucher anziehen – und Kunsträuber hoffentlich fernhalten.
 

Sieger in der Kategorie "Einfamilienhäuser und Villen": Waidlerhaus smart . Das Kusser Haus, Auerbach

Architekturbüro: Peter Haimerl, München
Verwendeter Naturstein: Tittlinger Granit

Begründung der Jury:
Hat man im ersten Moment ein Unbehagen, ein Haus mit so viel Holz beim Deutschen Natursteinpreis zu prämieren, so wandelt sich dies bei näherem Hinsehen schnell in Begeisterung. Im Kusser Haus ist auf spektakuläre Weise heimischer Granit verbaut, nämlich in riesigen Einzelteilen. Der Architekt Peter Haimerl hat etwas daraus gemacht, dass seine Bauherren nicht nur eine Wertschätzung für Naturstein aufbringen, sondern mit dessen innovativer Verarbeitung sogar ihren Lebensunterhalt bestreiten.


Doch statt einfach nur eine Leistungsschau zu betreiben, was man aus dem Stein Tolles bauen kann, wird das Material einer höheren Ordnung unterworfen, indem das Projekt als Interpretation eines traditionellen Haustyps des Bayerischen Waldes begriffen wird, dem Waidlerhaus. Dessen Einbettung in die leichte Hanglandschaft, die von Holz und Granit bestimmte Materialität und die typologische Ordnung mit Elementen wie „Gred“, „Flez“ und „Herrgottswinkel“ werden umgeformt zum eigenwilligen Wohnhaus einer Familie. Es entbehrt nicht eines gewissen Humors, wenn aus dem Transformationsprozess resultiert, dass die Autos auf der Hangseite ins Dachgeschoss fahren und der Wassertrog des historischen Vorbilds zum Pool mutiert.
Dieser allerdings steht für den verblüffenden Umgang mit dem Tittlinger Granit aus dem Hause Kusser, denn er ist nur aus ein paar Granitplatten zusammengesetzt. Sind die massiven Bauteile im Haus mit Sicherheit individuelle Einzelteile, so könnte man doch beim Pool vermuten, dass die Bauherren dem Architekten augenzwinkernd ein mögliches Serienprodukt untergeschoben haben könnten.

Sieger in der Kategorie "Landschaftsarchitektur und Freiraumgestaltung": Umfeld Humboldt Forum, Berlin

Architekturbüro: bbz landschaftsarchitekten, Berlin
Verwendeter Naturstein: Granit, Gneis, Diabas und Basalt Kleinsteinpflaster aus gebrauchtem Granit-Großsteinpflaster aus dem Berliner Raum, Schlesischer Granit, Epprechtsteiner Granit, Warthauer Sandstein

Begründung der Jury:
Das Umfeld des Humboldtforums  - einerseits nahegelegen zur Keimzelle der Stadtentwicklung und  touristisches 'Must-see' im Kontext der Museumsinsel, andererseits aber auch ein Ort, an dem der Wind jenseits der Besucherströme durch die leeren Straßen pfeift und die DDR-Geschichte weitestgehend getilgt wurde. Die sehr komplexe Planungs- und Bauaufgabe wurde, basierend auf dem Wettbewerb von 2013, über nun fast zehn Jahre ausgearbeitet, diskutiert und letztendlich in beeindruckender Schlichtheit und Souveränität umgesetzt. Neben dem auch weiterhin bestimmenden Baukörpers des Humboldforums, gelingt es im Umfeld unaufgeregte Einfachheit mit überzeugenden Details zu kombinieren. Spielerische Changierungen im aufgearbeiteten bunten Granitpflaster, ein fein modelliertes Relief in den steinernen Sitzbänken, weiche Muldungen als Sitznischen eingearbeitet in die schwergewichtig-monolithischen Einfassungsmauern. Alle Vertikalen sind in robustem Epprechtsteiner Granit gearbeitet, was sie über die kommenden Jahrzehnte auch bei intensiver urbaner Nutzung wertig altern lassen wird. Der Stadtraum im Umfeld des Humboldtforums wird durch die feinsinnig entworfenen und umgesetzten Details weniger hart, weniger preußisch streng als es der bloße Stadtgrundriss erwarten ließe. In der Jury wird die Zukunftsfähigkeit des 'steinernen' Ortes durchaus kritisch diskutiert, gleichwohl wird die präzise und subtil spielerische Detailausarbeitung und nachhaltige Materialverwendung in höchstem Maße wertgeschätzt.
 

Sieger in der Kategorie "Studentischer Nachwuchspreis":
Projektentwurf: Haus der Steine, Mörnsheim

Entwurfsverfasser: Paul Stampa, Dresden
Gewählter Naturstein: Jura Kalkstein

Begründung der Jury:
Das Museum mit seiner weithin sichtbaren Landmarke, einem Ausstellungsturm überzeugt die Jury in seiner räumlichen Gliederung der Baukörper ebenso, wie in seiner Herleitung aus einer mittelalterlichen Burganlage. Unweit des Steinbruchs wird so ein Identität stiftender Ort mit hohem Wiedererkennungswert geschaffen welcher der gestellten Entwurfsaufgabe entspricht. Der ortsprägende Jura Kalkstein wird mit großer Selbstverständlichkeit materialgerecht eingesetzt. Die Überlegungen zu konstruktiven Fügungen der Fassaden, bis hin zu technischen Details zeigen eine intensive Auseinandersetzung mit dem gewählten Material.

Die Broschüre mit allen Preisträgern können Sie hier downloaden.

Der Deutsche Naturstein-Preis ist mit 5.000 € dotiert. Die weiteren Kategorie-Sieger erhalten ein Preisgeld von jeweils 2.500 €.

Die Jury setzte sich aus namhaften Architekten sowie aus Vertretern der Natursteinindustrie zusammen:

Arch. Susanne Wartzeck (Präsidentin BDA)
Arch. Florian Hartmann (dreisterneplus Architekten)
Arch. Prof. Thomas Albrecht (HILMER & SATTLER und ALBRECHT)
Arch. Franz Reschke (FRL Landschaftsarchitektur)
Arch. Prof. Benedikt Schulz (Schulz und Schulz Architekten)

Hermann Graser (Präsident DNV)
Karl Tratz (Vizepräsident DNV)
Thomas Hippelein (DNV)
Heinrich-Georg Hofmann (DNV)
Albrecht Lauster (DNV)


Kontaktdaten für weitere Informationen:
Deutscher Naturwerkstein-Verband e.V. (DNV)
Reiner Krug / Jana Kern
Sanderstraße 4
97070 Würzburg
0931 / 120 61
info@natursteinverband.de
www.natursteinverband.de