Nominierte Kategorie B
Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden, Wiesbaden
Barbara Willecke, planung.freiraum Landschaftsarchitektin BDLA, Berlin
Foto: Andreas Süß, Berlin
Der Entwurfsidee der Planer ruht auf drei unterschiedlichen Hauptthemen, die alle durch einen differenzierten Einsatz von Naturstein umgesetzt werden. Das Material der Grauwacke hat neben seinem regionalen Bezug auch einige bauphysikalische Eigenschaften, die sich der Entwurf in seiner Gesamtkonzeption zu Nutze macht. Das erste Thema belegt das ehemalige Baufeld der Synagoge mit einem einheitlichen Belag aus Natursteinplatten. Innerhalb des Teppichs ist der Grundriss der Synagoge über einen Farbwechsel in der Fläche nachgezeichnet. Die Basaltlavaplatten schieben sich in die vorhandene Fahrbahn hinein und werden vom Verkehr überfahren, so dass der Belagswechsel auch von den vorbeifahrenden wahr genommen werden kann. Die Porigkeit der Steins hilft die Akustik des Raum zu verbessern, so dass der Aufenthalt noch angenehmer ist. Das zweite Thema verortet die Gedenkstätte im Raum. Hohe Wandscheiben bilden das abstrakte Volumen in der dritten Dimension ab. Die einheitliche Gestaltung der Wände mit Basaltlava lässt die Gedenkstätte als Fremdkörper im urbanen Umfeld erscheinen. Als künstlerische Intervention dreht sich der Raum aus dem städtebaulichen Umfeld hinaus und erfährt eine starke Wirkung. Das dritte Entwurfsthema ist das Namenband, das sich über erhabene Schriftzüge der Namenssteine in die Wandscheiben einlegt. Die eingereichte Arbeit leistet einen starken und artifiziellen Beitrag. Es zeigt ein im Detail präzises differenziertes und in der Gesamtwirkung einprägsames Erscheinungsbild, dass durch die einheitliche Verwendung qualitätsvoller Natursteine dem Stadtraum und dem Ort des Gedenkens jene Würde verleiht, die es benötigt, um die an Ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen. Ein insgesamt herausragendes Projekt und beispielhaft für das Thema Baukultur im öffentlichen Raum.
Neugestaltung Rheinboulevard, Konrad-Adenauer-Ufer, Koblenz
RMP Stephan Lenzen – Landschaftsarchitekten, Bonn
Foto: Behrendt & Rausch Fotografie GbR, Kottenheim
Das Projekt lebt von seiner klaren Struktur aus Bewegungsflächen und Aufenthaltsbereichen, die in ihrer hierarchischen Ausbildung in ein differenziertes Materialkonzept übersetzt werden. Zudem entsteht ein spannungsvoller Freiraum, der neben der steinernen Promenade am Rhein auch von großzügige Rasenflächen und schattigen Aufenthaltsbereiche unter den großen Bestandsbäumen anbietet. Das Materialkonzept des Rheinboulevards lebt von seiner Mischung aus Betonfertigteilen, die als prägnante Kontur die Rasenflächen umfahren und dem großzügigen Einsatz von Naturstein in den Bewegungsflächen. Vor der historischen Kulisse und dem umliegenden Kulturlandschaftsraum übernimmt der Naturstein eine adäquate ästhetik, die dem Ort eine wohltuende Selbstverständlichkeit verleiht. Die Oberflächenoptik der Grauwacke schafft es, sowohl einen einheitlichen Teppich zu formulieren, als auch im Detail durch die Lebendigkeit des Materials eine hochwertige Gestaltqualität zu generieren. Dem Projekt Neugestaltung Konrad-Adenauer-Ufer liegt neben seiner landschaftsarchitektonischen Grundkonzeption eine weitere Qualität in der Detailgenauigkeit im Umgang mit dem Natursteinmaterial inne. Die zeitgemäße übersetzung des Materials zeigt sich vor allem in der Wahl der Formate. Die schmalen Linien von 20 cm sind mit freien Längen kombiniert, die bis zu 80 cm lang sind. Dadurch erhalten die Beläge ein elegantes, parkettartiges Erscheinungsbild, dass dem Rheinboulevard und der angrenzenden Stadtkante eine repräsentative Anmutung verleiht. Die bautechnische Ausarbeitung der Flächen, die Integration von Einbauten sowie die Einpassung von Entwässerungsanlagen sind von hoher gestalterischer und ingenieurstechnischer Qualität geprägt. Der eingereichte Beitrag ist ein prägnantes Beispiel für die stimmige Gesamtwirkung von Räumen im historischem Kontext, vor allem auf Flächen mit hohen Belastungsklassen. Durch die einheitliche Verwendung qualitätsvoller Natursteine entsteht ein Ensemble, dass zur Pflege der Baukultur im öffentlichen Raum einen wesentlichen Beitrag leistet.
Die Nominierten
Kategorie A
- The Sainsbury Laboratory, Cambridge, England
- Pfarrzentrum „Mutter Teresa von Kalkutta“, Bozen, Italien
- Neubau Pädagogische Hochschule, Zürich, Schweiz
- Hochhausensemble Hagenholzstraße, Zürich, Schweiz
- Neubau Verwaltungsgebäude für die Stiftung Waisenhaus, Frankfurt am Main
Kategorie B
- Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden, Wiesbaden
- Neugestaltung Rheinboulevard, Konrad-Adenauer-Ufer, Koblenz
Kategorie C
- Aussegnungshalle Ingelheim in Frei-Weinheim, Ingelheim am Rhein
- Besucherzentrum Schloss Heidelberg, Heidelberg
Kategorie D
- Wohn- und Geschäftshaus, Arnulfpark, München
- Einfamilienhaus, Negreios, Portugal